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Erschienen am: 29.05.2013

Vortrag im Heimatmuseum über Geschichte und Arbeit des Simbacher Vermessungsamtes

Vom Ur-Meter bis zur 3D-Darstellung Simbachs
Zeitungsbericht der Passauer Neuen Presse vom 25.05.2013 von Walter Geiring

Das Vermessungsamt Pfarrkirchen beteiligte sich an der Ausstellung von Luftbildern unter dem Titel "Simbach von oben" mit Orthophotos und alten Flurkarten. Im Rahmenprogramm der Ausstellung hielt der Amtsleiter am 23.05.2013 einen Vortrag zum Thema "Simbach wird vermessen". Der Zeitungsartikel in der Passauer Neuen Presse vom 25.05.2013 berichtet darüber.



Simbach. Im Rahmen der Sonderausstellung im Heimatmuseum "Simbach von oben" fand am Donnerstagabend ein Vortrag von Dipl.-Ing. Paul Scheiblhuber statt. In rund einer Stunde erläuterte der Leiter des Vermessungsamtes in Pfarrkirchen die Grundlagen der modernen Landesvermessung, die vor 200 Jahren in Bayern gelegt wurden.
Dabei erfuhren die zahlreichen Gäste auch viel historisches Hintergrundwissen über die Anfangszeit. Die Katastervermessung geht auf das Jahr 1801 zurück und erfolgte nach heutigen Maßstäben mit einfachen Geräten. Aus diesen Gründen ist es umso erstaunlicher, dass die Berechnungen dennoch äußerst genau waren. Ausschlaggebend war die Einführung des inzwischen allgemeingültigen Ur-Meters im Jahr 1799 von den Franzosen.
1801 wurde auf dem Schellenberg ein Holzturm errichtet, der für astronomische Messungen durch den französischen Oberst Maurice Henry genutzt wurde. Die gleichen Messungen wurden auch auf der Spitze des nördlichen Frauenturms in München durchgeführt. Die Folge war nun, dass im ganzen Land die Bergspitzen und Kirchtürme als Bezugspunkte vermessen wurden, um die notwendigen Land- und Katasterkarten zu erstellen. Nun kam wieder der Schellenberg ins Visier der Landvermesser. Georg von Soldner, ein deutscher Physiker, Mathematiker, Astronom und Geodät, nahm hier am 26. August 1810 auf einem neuen Turm die ersten Winkelmessungen vor. Der Signalturm erhielt den Namen "Braunau-Pyramide". Die weiteste Messung zielte 65 Kilometer bis zum Schafberg. Bis 1820 existierte der Turm.
Nach diesen umfangreichen Vorarbeiten konnte 1824 das Kartenblatt von Simbach durch Messtischaufnahme hergestellt werden. Es ist eines von 20 000 Kartenblättern der größten, einheitlich gemessenen Katasterkarte der damaligen Welt, erklärte Scheiblhuber. Sie hätte zusammengefügt eine Halle von 80 mal 80 Meter gefüllt.
Seit Oktober 1865 existiert in Simbach ein Vermessungsamt. Bezirksgeometer Josef König richtete damals auf allerhöchste Anordnung den Vermessungsbezirk Simbach ein, der aus den Landgerichtsbezirken Simbach und Rotthalmünster bestand. Seit dieser Zeit hat das Vermessungsamt die Aufgabe, die Katasterkarte und die hinzugekommenen Luftbilder als Geobasisdaten aktuell zu halten.
Dies könne man laut Scheiblhuber besonders gut im "Bayern-Atlas" nachvollziehen. Auf der Internetseite www.vermessung.bayern.de gibt es hierzu alles Wissenswertes. Ab 2016 kann sogar flächendeckend ein Landschaftsmodell mit realistischen Häusern und den Dachformen als PDF-3D heruntergeladen werden. In einem 3D-Drucker lässt sich dann das Ortsmodell von Simbach maßstabsgetreu ausdrucken.
Dass die Erde immer in Bewegung ist, verdeutlichte Scheiblhuber an verschiedenen Beispielen. So schieben Kontinentalplatten aneinander und führen im Laufe der Zeit zu unterschiedlichen Messergebnissen. Allerdings fallen diese Probleme beim heimischen Kataster weniger ins Gewicht.
Als äußerst positiv wurde die Unabhängigkeit der Behörde herausgestellt, die im Interesse des Kunden arbeite. "Dies solle auch in Zukunft so bleiben", appellierte Scheiblhuber, "denn wir haben in Bayern bei den Bürgern einen sehr guten Ruf."
Ein wichtiger Aspekt wurde noch angesprochen: die Rechtssicherheit im Grundstücksverkehr, die nirgends so groß ist wie im deutschsprachigen Raum, in den skandinavischen Ländern und in Australien. "Sonst gibt es in Europa und in der restlichen Welt kein Grundbuch und kein Kataster, das mit unserem vergleichbar wäre."
Bürgermeister Günther Wöhl bedankte sich am Ende der Veranstaltung mit einem Geschenk bei Scheiblhuber für dessen interessanten Vortrag. Zuvor wurden von Scheiblhuber noch Fragen der Gäste beantwortet.

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